Viva la Liga!

by

„Mein lieber Herr Gesangsverein“, wird es am 23. Mai an den Stammtischen raunen, „was war dieser 21. Spieltag doch für ein Tag!“ Denn an besagtem hoffentlich sonnig warmen Frühlingstag tritt die Bundesliga zum letzten Mal in der Saison 08/09 gegen den Ball. Und spätestens seit gestern steht zu vermuten, dass es dann noch um ziemlich viel gehen wird. Genauer gesagt: Um den Meistertitel!

Es hatte schon einen Hauch von Grande Finale, was sich gestern auf den Plätzen in München, Stuttgart und Wolfsburg abspielte.

Die Bayern spielten ja bisher keine gute Rückrunde, verloren schon in Hamburg und Berlin. Beide Teams sind direkte Konkurrenten um den Titel, Bayern ließ hier Big Points liegen. Doch die Münchner haben Erfahrung im Gewinnen von Meisterschaften und wissen daher, dass man die wirklich wichtigen Punkte gegen die „Kleinen“ holt. Ein so genannter Pflichtsieg stand also gestern an: Der 1. FC Köln war zu Gast und hatte mit Christoph Daum einen Coach dabei, der in seinem ganzen Trainerleben noc nie in München gewonnen hatte. Zudem datierte der letzte Kölner Sieg aus dem Jahr 1998, aus grauer Olympiastadion-Vergangenheit also. Kein Problem? Denkste! Denn die zur Zeit trotz Niederlagen beängstigend gut gelaunten Bayern erwischten mal wieder einen rabenschwarzen Tag. Zweimal durfte Köln einnetzen in den ersten 45 Minuten, beide Male sah die Defensive der Münchner alles andere als gut aus. Hinzu kam noch ein Tor des Meisters beim Stand vom 0:0, das aus unerfindlichen Gründen nicht gegeben wurde. In der zweiten Hälfte präsentierte sich Bayern dann lange Zeit, als hätte den Spielern jemand Baldrian in den Pausentee gemischt. Erst durch van Buytens Tor kam München noch einmal auf, doch da war es dann auch schon zu spät.

Nun denn, der Boden war bereitet für den aktuellen Tabellenführer. Hertha trat in Wolfsburg an. Eine Begegnung, die in den letzten Jahren regelmäßig ungefähr so spannend war wie eine Bundestagsdebatte übers Steuerrecht. Doch diesmal war ja alles anders: Die Hertha grüßte als Spitzenreiter, der VfL als UEFA-Cup-Teilnehmer. Wirklich grandiosen Fußball haben wir dann aber doch wiedernicht gesehen, dafür solidarisierte sich Schiedsrichter Knut Kircher mit seinem fehlerbehafteten Kollegen Rafati in München und sorgte so für Dramatik im Titelrennen. Denn die Berliner erzielten nach einer Ecke ein astreines Tor, welches Kircher nicht gab. Erst nach drei Zeitlupen konnte der geübte Fußballgucker erkennen, dass in einem Zweikampf abseits des Balles ein bißchen gedrückt wurde. Ein lächerlicher Pfiff! Später dann bestieg Dzeko im wahrsten Sinne des Wortes Berlins Verteidiger Simunic, um an eine Flanke zu kommen, die er per Kopf zum 2:0 über die Linie drückte. In dieser Szene brauchte es keine einzige Zeitlupe, das war ein klares Foul. Doch wieder blieb Kirchers Pfeife stumm, ebenso bei Rafaels Tätlichkeit kurze Zeit vorher. Am Ende verlor also auch die Hertha und konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen.

Bliebe also noch die TSG Hoffenheim. Die trat im Derby beim wiedererstarkten VfB Stuttgart an. Und was sich in den 90 Minuten im Mercedes-Stadion abspielte, riss jeden vom Hocker der dieses Spiel sah! Welch ein Knaller! Stuttgart begann stark, setzte die Gäste unter Druck und die wussten gar nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Doch Hoffenheim braucht ja nur einen kleinen Fehler des Gegners und so schaffte Demba Ba den zu diesem Zeitpunkt etwas überraschenden Führungstreffer für den Aufsteiger. Doch die Schwaben schlugen sofort zurück und gingen ihrerseits in Führung. Was Ba nicht weiter störte. Er schüttelte seine Gegenspieler ab wie lästige Fliegen und überwand Lehmann ein zweites Mal. Wieder war der VfB  nicht geschockt, spielte weiter offensiv und wurde belohnt. Doch Hoffenheims überragender Monumentalstürmer Ba konterte auch die zweite Stuttgarter Führung und traf zum 3:3. Erst jetzt wurden die Schwaben nach ihrem strapaziösen Trip nach St. Petersburg so langsam müde. Aber dieses wahnsinnige Spiel konnte nicht einfach so zu Ende gehen, es brauchte einen ebenso wahnsinigen Schlusspunkt. Und deswegen foulte Magnin Edurado in der zweiten Minute der Nachpielzeit ohne jede Not, der gute Schiedsrichter Kempter zeigte auf den Punkt. Elfmeter für Hoffenheim, 93. Minute, welch ein Finale. Salihovic trat an, guckte Lehmann aus – und setzte den Ball über die Latte! Welch ein Finale, welch eine Dramatik. In allerletzter Sekunde verschenkte also auch Hoffenheim den Sieg.

Die Jungs aus dem Kraichgau sind mit dem einen Punkt dennoch Tabellenführer und lösen die Hertha ab. Doch schon heute könnte auch das wieder der Vergangenheit angehören: Bayer Leverkusen empfängt den Hamburger SV. Wieder so ein Kracher! Gewinnt Hamburg, sind die Nordlichter Erster. Gewinnt Leverkusen, haben wir einen Titelkandidaten mehr.

Am 23. Mai 2009 wird man sich an diesen 21. Spieltag erinnern!

Schlagwörter: , , , , , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar