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Von Projekten und „Großen“ Lösungen

15. Mai 2009

Es ist soweit. Die Bundesligasaison 2008/2009 neigt sich dem Ende und es steht uns ein sogenanntes Herzschlagfinale bevor. Ob es ähnlich dramatisch am letzten Spieltag zugehen wird wie 2001 auf Schalke, bleibt abzuwarten. Doch die Möglichkeit besteht, lediglich ohne den FC Schalke 04. Egal wer nun beim letzten Schlusspfiff am 23.Mai ganz oben bzw. ganz unten steht, diese Spielzeit 08/09 war außergewöhnlich. Warum?

Es gab Projekte, Überraschungen, Probleme und Lösungen für Probleme. Aber eine Sache hat gefehlt, die Kontinuität. Es kann und konnte jeder jeden schlagen. Selbst wenn es mal nach etwas Konstantem aussah wie bei der TSG aus Hoffenheim in der Hinrunde, zeigte die Rückrunde, dass es keine Konstante in dieser Spielzeit gibt.

Das gilt für alle, besonders für die großen Vereine, die wie Schalke oder Bremen, sich via Bundesliga nicht für einen Platz im internationalen Geschäfft qualifizieren werden. Zwar steht Werder Bremen in zwei Pokalendspielen, jedoch zeigt der Blick auf die Tabelle, dass in Bremen nicht viel zusammenlief. Nun wird Spielmacher Diego an die Alte Dame aus Turin verkauft und man darf sehr auf die Endspiele gespannt sein, sowie auf die neue Saison.

Das Fred-Projekt auf Schalke ist gnadenlos gescheitert. Fred Rutten hat nicht nur Probleme gehabt, wenn er Interviews auf deutsch gegeben hat, sondern auch an der Seitenlinie auf Schalke. Es sah teilweise nicht nach Fussball aus was die Knappen anzubieten hatten und das Publikum quittierte dies mit Pfiffen und Müller- und Rutten-Raus-Rufen. Schließlich mussten beide den Verein verlassen, doch die Art und Weise wie das abgelaufen ist, kann man nur als armselig bezeichnen. Jedoch sind die Zeiten vergessen, da Schalke zur neuen Saison eine große Lösung präsentiert, wenn nicht sogar die größtmögliche Lösung überhaupt. Felix Magath kommt als Trainer und Manager in Personalunion und bekommt einen Platz im Aufsichtsrat.

Das Magath überhaupt zum FC Schalke 04 abwandert hat wiederum mit einem Projekt zu tun. Das Projekt Wolfsburg nämlich. Magath sieht es nach dieser Saison schon für beendet an, obwohl die Meisterschaft erst nächste Saison ein Thema hatte sein sollen, steht die Mannschaft punktgleich mit den Bayern an der Tabellenspitze und hat das bessere Torverhältnis. Nun gut, dennoch überraschte Magaths Entscheidung viele. Doch Magath ist Profi und kennt sich aus. Er weiß vorallem aber auch, warum der VfL Wolfsburg schon dieses Jahr um die Meisterschaft mitspielt. Es liegt vorallem an der fehlenden Konstanz des FC Bayern München.

Das Projekt Klinsmann ist also ebenfalls gescheitert. Warum, das will keiner so genau sagen. Vermutlich war es blauäugig einen Trainer an die Säbener Straße zu holen, der noch keine Erfahrung als Mannschaftstrainer vorzuweisen hatte. Dankbar sind sie ihm jedenfalls für das neue Leistungszentrum in München und vielleicht auch dafür, dass er Butt für Rensing gebracht hat, in einer Situation, in der es auf Erfahrung ankommt. Viel hat es ihm nicht mehr geholfen, zwar waren die Klinsmann-Raus-Rufe nicht so laut wie auf Schalke oder kamen aus der Gästekurve, Fakt ist, dass der FC Bayern München mit Klinsmann nicht zufrieden sein konnte. Zeit für eine kompeltte Umkrempelung gibt es nun einmal nicht in München. Mit Jupp Heynckes steht den Bayern ein erfahrener Fussballlehrer bis Ende Juni zur Verfügung. Daran wird sich die Lösung van Gaal anschließen, ebenfalls jemand mit Erfahrung.

Dieser traditionelle Wert scheint wieder im Trend zu liegen. Auch Hans Meyer scheint noch einmal mit seiner Opa-Taktik die Borussia aus Mönchengladbach vor dem Abstieg zu bewahren.
Lediglich ein Markus Babbel (VfB Suttgart) fällt da ein wenig raus. Die Erfahrung von Martin Jol (HSV) und Lucien Favre (Hertha BSC Berlin) zeichnen sich ebenfalls aus, zumindest mit einem Platz im internationalen Geschäft. Ob es für Hertha noch zum Titel reicht, wird sich zeigen. Auf dem Zettel hatte die nun wirklich niemand.

Und die Liga lacht

26. April 2009

3,8 Millionen Euro sind im Fußball zwar keine wirklich große Summe mehr. Aber manchmal auch kein Pappenstiel. Besonders für Vereine wie Energie Cottbus, die zu Anfang jeder Saison als Absteiger Nummer eins gehandelt werden und das unter anderem auch dadurch untermauern, dass den Kader der Lausitzer zu Saisonbeginn im Grunde niemand wirklich kennt.

Ganz anders Wolfsburg. Die selbe Summe könnte gut und gerne der Zinsgewinn einiger Geldanlagen sein, aus denen sich der Trainer, sportliche Leiter und Geschäftsführer Felix Magath zur Investition in neue Spieler frei bedienen darf. Insgesamt 30 Spieler umfasst Magaths Spielwiese (offiziell) und wenn es – wie gegen Cottbus – einmal nicht so läuft, dann schickt er mit selbstgefälligem Lächeln auch mal die komplette Auswechselbank in der 28. Minute zum Warmlaufen. Wölfe sind halt Rudeltiere, so könnte man meinen.

3,8 Millionen Euro, das könnte auch das Gehalt des Trainers Felix Magath sein, welches er mit dem Sportdirektor Felix Magath und dem Geschäftsführer Felix Magath zu Saisonbeginn ausgehandelt hat (wobei die beiden Letztgenannten sich wohl in anderen Gehaltssphären befinden dürften). Tatsächlich ist die genannte Summer aber der addierte Marktwert der Cottbuser Profis Dimitar Rangelov und Ervin Skela, der nicht nur den elften Wolfsburger Sieg in Folge verhinderten, sondern eben jener Mannschaft auch ihre erste Rückrunden-Niederlage beibrachte und einen konfortablen Vorsprung an der Tabellenspitze verhinderten.

Führt Magath sich nun einmal die aktuelle Tabellensituation vor Augen, so würde er – etwas Übertreibung sei gestattet – unter Umständen überlegen, ob er nicht besser sein Trainergehalt in beiden Cottbuser Spieler investiert hätte. Was zunächst absurd erscheint, wird durch zwei astreine Tatsachen genährt: Zum einen wäre da ein grandioser 6-Punkte-Vorsprung vier Spieltage vor Schluss, an dem ganz nebenbei auch zwei Konkurrenten empfindliche Niederlagen eingesteckt haben. Und zum anderen bleibt Magath trotz des Verzichts noch das Gehalt des Sportdirektors und Geschäftsführers. Dieser hätte die direkte Qualifikation zur Champions-League sicher mit neuen Schatzkisten für den Sportdirektor entlohnt und schon wäre die Rechnung für den Trainer wieder aufgegangen.

So bleibt den Wolfsburgern nur ein 30-Mann-Kader, aus dem es keiner vermochte, ein Tor gegen die drittschwächste Abwehr der Liga zu erzielen. Fast schon aberwitzig erscheint in diesem Zusammenhang das immer noch angepeilte Meisterschaftsvorhaben des FC Bayern – denn nun erhält es tatsächlich neuen Nährboden. Mit einem großen Lächeln auf den Lippen werden sich nach Angela Merkel nun wohl auch die Münchner, der HSV und der hungrige VFB aus Stuttgart um eine Mitgliedschaft beim FC Energie Cottbus bemühen.

Die Hertha, nach Niederlagenserie nun wieder voll im Geschäft, wird diesem Trend eventuell nicht beipflichten. Dankbar über ihren zweiten Platz und die aktuelle Konstellation mit fünf Mannschaften an der Tabellenspitze, die nur drei Punkte trennen, sind die Berliner aber mit Sicherheit. Die Liga lacht, denn nun ist wieder für alle alles möglich. Und damit das nicht in Vergessenheit gerät: Zum ersten Mal seit dem 21. Spieltag hat Energie Cottbus die Abstiegsränge wieder verlassen.