Archive for the ‘Historie’ Category

Ein Tor in Österreich

6. März 2009

Bringt man während einer Fussball-Diskussionsrunde den Namen Carsten Jancker ins Spiel, kann man ziemlich sicher davon ausgehen ein Schmunzeln zu ernten. Sollte sich nun tatsächlich jemand fragen, warum das so ist – bitteschön: In 18 Spielen der Saison 2000/01 wurde Jancker für Vorjahresmeister Bayern München eingesetzt und erzielte dabei – genau- kein Tor. Nicht ein einziges. Bei der anschließenden WM spielte er dennoch, meist von Beginn an.

Martin Max, der sich in der selben Spielzeit mit 18 Treffern die Torjägerkanone sicherte, blieb hingegen daheim. Max spielte genau zehn Spiele mehr als Jancker und schoss dabei im Vergleich stolze 18 Tore mehr. Während der Löwen-Stürmer den Sommer allerdings vorm Fernseher verbrachte, konnte er seinen Kontrahenten vom Sofa aus spielen sehen. Mit einer Mischung aus Mitleid und Häme wurde Jancker fortan „Null-Tore-Jancker“ genannt.

Diesen „Höhepunkt“ seiner Karriere hat der glatzköpfige Hüne im Grunde bis heute nicht überwunden. Heute? Heute spielt Jancker, nach Stationen in Udine (2 Tore in 36 Spielen), Kaiserslautern (30/4), Shanghai Shenhua (0/0), beim SV Mattersburg in Österreich. Dem Tabellenletzten der österreichischen Bundesliga.

Im Endstadium seiner Karriere schießt Jancker dort auch wieder Tore. 20 sind es bisher in 67 Spielen in den letzten drei Jahren. In der laufenden Saison sind es deren sechs, einmal sogar erzielte „der Bulle von Mattersburg“, wie sie ihn wahrscheinlich nennen, einen Hattrick. Gegen Sturm Graz war das, beim 5:6 (!) am 18. Oktober vergangenen Jahres.  Stolze 700.000 Euro beträgt laut transfermarkt.de immer noch der Marktwert des ehemaligen Nationalmannschafts-Brechers. Jancker ist jetzt 35, sein Vertrag läuft noch bis Ende Juni 2010.

Was von den letzten Atemzügen seiner Karriere übrig bleibt, ist die Frage, ob Carsten Jancker ein guter Stürmer war. Schaut man in Online-Chroniken nach, kann Jancker – besonders mit den Bayern – einige Erfolge aufweisen. So wie auch Alexander Zickler. Gespielt hat der zwar nach der Jahrtausendwende fast nie, zum Kader gehörte er dennoch.

Fünf Jahre lang (zwischen 2000 und 2005) machte Zickler kaum ein Spiel, den erneuten Durchbruch erlebte er erst bei Red Bull Salzburg. Meister und Torschützenkönig wurde er, in Spitzenzeiten mit 22 Treffern. Aktuell sind es nur vier, zwei weniger als Jancker. Dennoch gleicht sich das Schicksal der beiden Angreifer sehr. Zum einen aufgrund ihrer fußballerischen Auferstehung im Nachbarland. Zum anderen, weil sie dadurch ihren früheren Ruf (Zickler: der Invalide, Jancker: die Ladehemmung) überschatten konnten.

Zugegeben, Zickler gelang das etwas besser. Zwar stand er mehrmals kurz vor der Invalidität, doch gab es nur eine einzige Saison (2003/04), in der er kein einziges Tor schoss. Er machte in dieser Saison allerdings auch kein enziges Spiel.

Was erlaube… Lell?!

16. Februar 2009

Es gibt ja wirklich unglaublich schlechte Wortspiele. Zum Beispiel: Lell ist schnell. Zwar stimmt der Reim über den Bayern-Verteidiger, der auf den Vornamen Christian hört, doch ist diese Eigenschaft dem Vernehmen nach auch seine einzige Qualität. Zu oft und zu gravierend sind seine Fehler, die in ihrer Eklatanz immer mehr dem Cottbuser Torwart Tomislav Piplica ähneln.

Hätte Christian Lell vor 15 Jahren schon in dieser Form die rechte Abwehrseite der Münchener beackert (da war er gerade zehn), hätte sein Trainer damals auf dem Gipfel einer Pressekonferenz unter Umständen folgenden Satz gesagt: „Waaas eeerlaube… LELL?!“. Lell saß damals allerdings zuhause am Fernseher (oder war in der Schule), tatsächlich gemeint war Thomas Strunz, der durch diesen „Ausbruch“ zu zweifelhaftem Ruhm kam. Fazit: Lell vs. Strunz 1:0.

Einen größeren Unterschied gibt es allerdings zu dem damaligem Szenario:  Lell ist selten verletzt. Ob das für die Bayern nun positiv ist, bleibt allerdings die große Frage.  Strunz hingegen war oft verletzt („hatteee gespillteee nuurrr fümf spilleee disse jaaa… isse immaaa valetze“), richtete dafür aber auch keinen größeren Schaden an (außer an sich selbst). Lell spielte nach dem Totalausfall von Willy Sagnol und der Sperre von Oddo dauerhaft. Er drückte dem Spiel aber öfters auch mal „seinen Stempel“ auf – wie beim 0:1 von Hertha durch Voronin. Strunz gleicht aus, 1:1.

Der Zeitpunkt von Sagnols Karrieende kam denkbar ungünstig. Für Bayern, nicht für Lell. Der hat sich auf rechts festgespielt und die Bayern können nicht mehr reagieren. Nachdem nun auch Janssen verkauft ist, kann Lahm nicht auf rechts ausweichen, weil die linke Seite sonst verwaist. Fazit: Lell ist (wenn auch unfreiwillig) Stammspieler beim Deutschen Rekordmeister aus München. Ob er nun will oder nicht – es gibt keinen anderen auf seiner Position. Davon konnte Strunz nur träumen. 2:1.

Denkbar wäre ein Modell mit Altintop über rechts. Der Türke ist in aufstrebender Form und drängt sein Wochen ins Team. Seine starken Leistungen bei der EM 2008 waren eine gute Visitenkarte und hätte er sich nicht verletzt, hätte auch ein Schweinsteiger sich vorsehen müssen. Ob Altintop aber als Verteidiger agieren will und – viel wichtiger – auch kann, bleibt eine andere Frage. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Türke lieber defensiv spielt als gar nicht.

Würde Lell auf rechts verdrängt, sollte sich seine Freundin besser in Acht nehmen. Viele Mythen ranken um sein turbulentes Privatleben, Gerüchten zufolge gilt er als der Chris Brown der Bundesliga. Das könnte man zumindest behaupten, wenn man es nicht besser wüsste. Tun wir aber natürlich nicht. Strunz dagegen erhob nie die Hand gegen seine Frau, sondern gab sie lieber gleich in andere Hände. Ausgleich, 2:2. Es waren allerdings die von Stefan Effenberg. Eigentor Strunz, 3:2 für Lell.

Doch damit nicht genug. Effenberg drehte mit Strunz‘ Ex-Frau Claudia eine unsägliche Dokusoap, die so schlecht war, dass kaum noch jemand sich überhaupt an den Namen erinnert. Die Inhalte der Show fielen zudem negativ auf Strunz zurück, der unter anderem für seine angeblich mangelhafte Fürsorge als Vater von den Effenbergs kritisiert wurde. Platzverweis Effenberg (fieses Nachtreten) und 4:2 für Lell. Dem wäre das nämlich nicht passiert, er angelt sich lieber schnell das nächste Model. Hauptsache gut aussehen – das gilt für ihn auch auf dem Platz.